Marcel Tobler

(Innsbruck, 10./11.09.2016) Die österreichischen Meisterschaften der Altersklassen U16 und U20 waren der letzte Höhepunkt der nationalen Leichtathletiksaison. Für die ULC-Nachwuchsathletinnen und -athleten gibt es in den nächsten drei Wochen nur noch Landesmeisterschaften. In Innsbruck konnte das Team über insgesamt neun Medaillen jubeln (2 x Gold, 4 x Silber, 3 x Bronze). Bei zehn Medaillen und sechs Platzierungen unter den Top 6 gibt es viele richtig starke Leistungen, wenn man sich aber die beeindruckendste Leistung des Wochenendes aussuchen müsste, liegt der 1000 Meter Lauf von Marcel Tobler wahrscheinlich eine Nasenspitze voran. Aber alles der Reihe nach:

Für das junge U20-Team des ULC gab es einige Male Edelmetall zu bejubeln - und davon waren gleich zwei Medaillen in Gold.

Die eine Goldene, nämlich jene der 4x100 Meter Staffel der Burschen, war erfreulich, kam aber nicht von irgendwo. Das ULC-Quartett war als Jahresschnellstes gemeldet. Für die österreichischen Meisterschaften kam ULC-Neuzugang William Obiagwu erstmals zum Einsatz. Er ist wie seine Staffelkollegen Chuk Nnamdi, Levin Gottl und Samuel Szihn noch U18-Athlet, das heißt die Staffel kann auch in den nächsten beiden Jahren noch in deiner Besetzung antreten.
Chuk eröffnete mit einer extrem schnellen und stark gelaufenen Kurve und übergab etwa gleichauf mit den Schwechatern. Willi, der im Einlagelauf mit 11,59 Sekunden eine persönliche Bestleistung aufstellte, zog bei seinem ersten ULC-Staffelauftritt perfekt durch und übergab auf Levin. Auch bei der dritten und letzten Übergabe von Levin auf Samuel kam man noch immer mit den Schwechatern zur Übergabe, diese verloren jedoch den Staffelstab und der Weg für Gold war frei. Samuel zog trotzdem voll durch, diese Leistung sollte auch belohnt werden. In 43,15 Sekunden sicherte sich das Quartett nach mehreren Versuchen in dieser Saison nun endlich den niederösterreichischen U18-Rekord. Und auch der österreichische Rekord war jetzt nicht einmal mehr eine Zehntelsekunde entfernt.

Gold Nummer zwei kam wahrscheinlich auch für Marlene Linzer ziemlich überraschend. Nach einem Knochenmarksödem verpasste die Athletin des ÖLSZ Südstadt zwar die komplette Frühjahrssaison. Jedoch wollte sie im Herbst noch einmal voll angreifen. Mit 11,40 Metern eröffnete Marlene bereits mit einem starken ersten Versuch. Im zweiten Versuch konnte sie sich mit 11,34 Meter nicht verbessern. Im dritten Versuch stieß die 16-Jährige mit 11,97 Metern die zweitbeste Weite ihrer Karriere.
Auch der vierte und fünfte Versuch waren mit 11,54 Metern und 11,63 Metern stark, aber nicht mehr weiter. Am Ende sollte aber keine der Konkurrentinnen mehr kontern können, lediglich Andrea Obetzhofer machte den Bewerb mit 11,94 Metern noch einmal spannend.
Marlene konnte sich so aber über ihre erste Goldmedaille im ULC-Dress freuen.

Auch die Leistungen unserer Silbermedaillengewinner sind beeindruckend. Samuel, der am zweiten Tag mit der Staffel zu Gold lief, eröffnete sein Wochenende mit dem Weitsprungbewerb am Samstag. Die persönliche Bestleistung von 6,88 Meter datiert von den ÖM U18 im Juni. Nach 6,65 Meter in Versuch eins kam der 15-Jährige mit 6,84 Metern seinem Hausrekord schon bedrohlich nahe. Es folgten drei weitere gute Versuche ehe dem Wiener im sechsten und letzten Versuch mit 6,87 Meter eine letzte Steigerung gelang. Das beeindruckende an seiner Weitsprungleistung waren die Verhältnisse - mit -1,7 m/s Gegenwind waren die Bedingungen alles andere als optimal.
Seine zweite Silbermedaille an diesem Wochenende holte er sich in seiner Paradedisziplin, dem Dreisprung. Mit dieser Medaille war Samuel erneut der größte Medaillenhamster im ULC-Team. 13,48 Meter im ersten Durchgang waren Samuel noch nicht genug, im zweiten Versuch steigerte er seine persönliche Bestleistung auf 13,82 Meter. Damit konnte er auch endlich sein wichtigstes Saisonziel erreichen - seinem Trainer Leo Brensberger den ULC-Vereinsrekord abknüpfen.

Chuk, der heuer schon einen großen Sprung gemacht hatte, holte sich nach Gold in der Halle über 60 Meter und Gold über 100 Meter im Freien (beides U18) Silber in der Klasse U20 über 100 Meter. Im Vorlauf über 100 Meter sprintete Chuk in 11,19 Sekunden zu einem überlegenen Vorlaufsieg. Im Finale bekam er mit Bahn fünf die Bahn direkt neben dem Favoriten Max Münzker.
Im Finale selbst konnte Chuk dem Weinländer mehr Druck machen als diesem wohl lieb war. Erst nach ca. 60 Meter wurde Chuk übersprintet, brachte in 11,15 Sekunden aber eine erfreuliche Silbermedaille ins Ziel.

Die vierte und letzte Silbermedaille geht auf das Konto von Anna Neunteufl. In der heurigen Saison stabilisierte sich Anna im Bereich von 41 bis 42 Meter. Der Ausreißer nach oben blieb aber bis dato aus. Die Athletin des ÖLSZ Südstadt begann ihren Wettkampf mit zwei Versuchen auf über 41 Meter. Der dritte Versuch mit ca. 37 Metern musste schnell abgehakt werden. Im vierten Versuch folgte der dritte Wurf Knapp über die 41-Meter-Marke. Nach vier von sechs Versuchen lag Anna auf Silberkurs.
Im fünften Versuch folgte dann die erste wirklich Steigerung. Mit 42,63 Metern kam Anna knapp an ihre persönliche Bestleistung heran. Im sechsten und letzten Versuch bündelte die gebürtige Waldviertlerin noch einmal ihre gesamte Energie und schleuderte den Speer mit 43,09 Metern auf eine neue persönliche Bestleistungsweite und erstmals über 43 Meter. Am Ende durfte sich die 15-Jährige über die Silbermedaille freuen, den Vereinsrekord von Karin Rokitte verpasste sie um nur fünf Zentimeter.

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Zwei der drei Bronzemedaillen, die das ULC-Team in Innsbruck gewinnen konnte, kamen doch etwas überraschend. Die erste der beiden Medaillen geht an die bereits einen Absatz zuvor erwähnte Karin. Nach einer bereits sehr langen, aber nicht minder erfolgreichen Saison mit persönlichen Bestleistungen am laufenden Band wollte die angehende Medizinstudentin bei den nationalen Meisterschaften in ihrer U20-Klasse ihre Form unter Beweis stellen.
32,33 Meter warf Karin das 1 Kilogramm schwere Wurfgerät im ersten Versuch weit. Bereits zu diesem Zeitpunkt lag die Mödlingerin auf dem dritten Platz. Im dritten Versuch gelang ein erster großer Schritt in Richtung Medaille, der auch notwendig war, weil sich die hinter klassierten Konkurrentinnen auf 35,68 Meter bzw. 34,76 Meter verbesserten. Karin konnte im dritten Versuch aber mit starken 36,02 Metern kontern.
In den letzten drei Versuchen riskierte die 19-Jährige noch einmal alles, es sollte aber bei der Weite aus dem dritten Versuch bleiben. Mit Platz drei darf Karin aber nach 2012 zum zweiten Mal über eine Medaille bei österreichischen Nachwuchsmeisterschaften jubeln und mit einer gehörigen Portion Motiviation in die Saisonpause verabschieden.

Die zweite große Sensation des Wochenendes war Marcel. Um die Wertigkeit seiner Leistung einschätzen zu können, zuerst noch ein paar Details: Marcel verpasste die Meisterschaften im Vorjahr wegen Wachstumsproblemen. Zusätzlich musste er bis Anfang April ausschließlich alternativ trainieren, da die Wachstumsprobleme hartnäckiger waren als zuerst angenommen. In die 2016er-Saison startete der Wiener mit einer pB von 3:01 Minuten.
Nach vielen guten Trainings seit April und einigen deutlichen Bestleistungen lautete der Fahrplan für das 1000 Meter Rennen: Konkurrenz beobachten und das Maximum herausholen. Marcel und sein Trainer Raphael Asamer hatten anscheinend andere Maxima im Kopf. Marcel begann mit einer 64er-Runde verdammt schnell, lag zu diesem Zeitpunkt auf Platz fünf im Rennen. Im Vorfeld des Rennens wollte man mit einer 68er-Runde starten. Bei 600 Meter waren bei Marcel noch immer keine Anzeichen von Müdigkeit zu erkennen. Dort setzte er dann auch zum Überholen an, lag bereits auf Platz vier. Eingangs der Gegengerade überlief der 14-Jährige auch den bis dato Drittplatzierten. Bei 800 Meter ging er in ca. 2:09 Minuten durch (offizielle 800 Meter pB: 2:22 Minuten). Auf der Zielgerade holte Marcel das Letzte aus seinem Körper heraus und attackierte auch noch den Zweitplatizerten, für diesen reichte die Energie am Ende nicht mehr ganz.
Die Zusammenfassung des Rennens: 2:43,56 Minten - persönliche Bestleistung zertrümmert; die erste Einzelmedaille bei österreichischen Meisterschaften; 30 Jahre alten Vereinsrekord zertrümmert; um 13 Sekunden schneller als der Trainer im gleichen Alter.

Und auch bei der neunten und letzten Medaille hatte Marcel als Schlussläufer der 4x100 Meter Staffel der männlichen U16 seine Finger im Spiel. Startläufer Tobias Lugstein startete stark in den Staffelbewerb und übergab mit einer nahezu optimalen Übergabe auf Simon-Eduard Beckert. Dieser konnte auf der Gegengerade ein tolles Rennen abliefern und mit den schnellsten U16-Sprinter der Konkurrenz mithalten. Bei der zweiten Übergabe lief Philipp Herzog zu früh los, reagierte aber geistesgegenwärtig und blieb noch in der Übergabezone stehen. Auch wenn die Übergabe im Stand stattgefunden und viel Zeit gekostet hat, holte Philipp alles aus sich heraus. Der dritte und letzte Wechsel auf Mittelstreckler Marcel funktioniert wieder perfekt. Marcel, der sich nach dem 1000 Meter Rennen noch immer im Endorphinrausch befand, zeigte auf der Zielgerade eine beeindruckende Leistung und kämpfte sich an den Linzer Schlussläufer heran. Auf den letzten 10 Metern gelang es ihm auch noch zu überholen und eine am Ende doch erfreuliche Bronzemedaille zu sichern.

Neben den neun Medaillen gab es sechs weitere Top-6-Platzierungen für den ULC. Überragend davon war die Leistung von Amelie Brunner, die sich nach ihrem Rennen bei den Landesmeisterschaften (42,43 Sekunden) noch einmal um fast eine halbe Sekunden verbessern konnte. In 41,98 Sekunden blieb sie unter der 42-Sekunden-Schallmauer und verpasste in einem sehr spannenden Zieleinlauf die Bronzemedaille um lächerliche fünf Hundertstelsekunden.

 

Ergebnis ÖM U20/U16, Innsbruck, 2016

Bericht (ÖLV) ÖM U20/U16, Innsbruck, 2016

Ergebnis (NÖLV) ÖM U20/U16, Innsbruck, 2016

Galerie (ULC Riverside Mödling) ÖM U20/U16, Innsbruck, 2016

Galerie (ÖLV) ÖM U20/U16, Innsbruck, 2016

 

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